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fuzzy logik.

Juliana Ortiz.

3. September – 8. Oktober 2011.

In der Ausstellung FUZZY LOGIK hinterfragt Juliana Ortiz die Funktionalität von Alltagsgegenständen. Dabei lenkt die Leipziger Künstlerin den Blick auf semantische Unschärfen. Sie befreit die Dinge von ihrem ursprünglichen Zweck und schafft Objekte, in denen sie die Medien magisch miteinander verknüpft. So entstehen sinnästhetische Maschinen, die Unsicherheiten modellieren, zwischen Ausstellungsobjekt und Minimuseum changieren und funktionslose, glücksbringende Aufgaben erfüllen.

Die Künstlerin bezieht sich dabei auf die immer relevanter werdende Theorie der Fuzzylogik (engl. fuzzy verwischt, verschwommen, unbestimmt; fuzzy logic, fuzzy theory unscharfe Logik bzw. unscharfe Theorie). Statt mit dem binären System bzw. den Kategorien von wahr oder falsch wird hier mit relativierenden Begriffen des ein wenig, vielleicht, ziemlich operiert. Umgangssprachliche Unschärfen (man denke an das inflationäre „nicht wirklich“) können hiermit dargestellt werden. Dinge/ Elemente vermögen durchaus auch nur ein bisschen zu einer vorhandenen Menge zu gehören: ein 45jähriger Mensch ist auch noch etwas jung, vor allem mittelalt, aus bestimmten Blickwinkeln aber auch schon ziemlich alt. Modelle der Fuzzylogik nutzt man u.a. zur Steuerung von U-Bahnen, Heizungen, Waschmaschinen und Geräten der Unterhaltungselektronik.

FUZZY LOGIK: Gegenstände der Alltagswelt amalgamieren in ihrer Fülle zu skulpturalen Collagen ohne Garantie auf einen Sinn oder eine Bedeutung. Kunst ist vornehmlich eine Frage des Entscheidens. Der künstlerische Akt, die Besitzergreifung von Raum, erfolgt hier spielerisch, prosaisch mit Kabeln, Mustern, Schnüren, Objekten. Man fühlt sich als Entdecker. Die Kontaktaufnahme zu unbekanntem Leben scheint über den Empfänger greifbar. Visionen, Erzählungen suggerieren die leicht unscharfen Videos, die das Rauschen im äther scheinbar bebildern.

Wenn Juliana Ortiz ihre Fundstücke spielerisch neu ordnet, dann werden in den Gegenständen plötzlich ganz neue Eigenschaften sichtbar, Eigenschaften die nichts mit der ursprünglichen Zweckhaftigkeit zu tun haben oder dieser sogar entgegenlaufen. Hier beginnt für Juliana Ortiz die Kunst: Wenn man den Dingen mehr zutraut als gewohnt. Dann ergeben sich neue Ordnungen- ungewohnte, aber plötzlich selbstverständlich wirkende Verwandtschaftsbeziehungen und Zusammenklänge. So tritt der Künstler an die Grenze zur Magie: Er führt vor, dass alles mit allem zusammenhängt. Eine Welt wird sichtbar, in der die Fantasie des Users den Zweck bestimmt.

Genauso behandelt Juliana Ortiz die verschiedenen Medien Malerei, Installation und Video. Denn auch zwischen diesen stellt sich mit der Zeit eine Improvisationsgrammatik heraus: sie filtern und betonen Eigenschaften unterschiedlich. Sie werden zum Dolmetscher zwischen den Dingen oder zur Bühne, auf der diese sich- interagierend- dem Publikum präsentieren.

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